Wofür eignet sich Quinoa?
Wer Quinoa regelmäßig auf seinen Speiseplan setzt, profitiert in vielen Bereichen. Das Pseudogetreide enthält eine ausgewogene Zusammensetzung wichtiger essenzieller Aminosäuren wie Lysin. Zudem ist Quinoa glutenfrei. Doch Quinoa ist nicht nur gut für den Menschen. Auch für Landwirte macht sich der Quinoaanbau bezahlt, weil diese Kulturpflanze vergleichsweise wenig Wasser und Stickstoffdünger benötigt. Das schont wichtige Ressourcen, vor dem Hintergrund der auch hierzulande durch den Klimawandel immer häufiger werdenden Trockenzeiten. Der Anbau von Quinoa trägt zu einer Erhöhung der Kulturpflanzenvielfalt und vielfältigen Fruchtfolgen bei.
Quinoa kann hierzulande in landwirtschaftlichen Betrieben eine wichtige Rolle in der Fruchtfolge spielen. So eignen sich etwa Getreide, Kartoffeln oder Mais sehr gut als Vorfrüchte. Vorfrüchte, die für einen hohen Rest an Stickstoff im Boden sorgen, sollten dagegen beim Quinoaanbau gemieden werden. Die Aussaat von Quinoa erfolgt Mitte bis Ende April. Ihre besonderen Stärken spielt die anspruchslose Pflanze auf kargen Böden aus, auf denen klassische Getreidesorten gar nicht oder nur wenig ertragreich wachsen. Die Jugendentwicklung erfolgt generell langsam und ist nicht auf Frosteinwirkung zurückführen.
Die Anspruchslosigkeit der Quinoapflanze hinsichtlich Wasser, Dünger und Bodenqualität spiegelt sich auch in für Landwirte einem geringen Pflegeaufwand nieder. In mitteleuropäischen Breitengraden benötigt Quinoa tatsächlich keine besondere Pflege. Im ökologischen Anbau ist es vor allem wichtig, die Anbaufläche unkrautfrei zu halten. Bis zu einer Wuchshöhe von 10 bis 15 Zentimetern ist für die mechanische Unkrautbekämpfung ein bis zu dreimaliges Hacken notwendig. Herbizide sind für den Einsatz bei Quinoa derzeit nicht zugelassen. Die Anfälligkeit für Schädlinge oder Krankheiten ist vergleichsweise gering.
Die Ernte von Quinoa erfolgt in der Regel im August, wenn die Pflanze vollständig ausgereift ist. Für die Ernte können herkömmliche Mähdrescher mit normalen Getreidesieben verwendet werden. Quinoa ist sehr standfest. Ein Ausfallen der Körner ist nicht zu befürchten. Die Kornfeuchte sollte bei der Ernte unter 35 % betragen, um Kornverletzungen zu vermeiden. Nach der Ernte sollten die Quinoakörner sofort getrocknet werden. Zielwert ist eine Restfeuchte von ca. 12 %. Bei der Ernte kann mit durchschnittlichen Erträgen von 1,5 bis 3 Tonnen pro Hektar gerechnet werden, im ökologischen Anbau sind es zwischen 500 Kilogramm und 2 Tonnen pro Hektar.
In den vergangenen Jahren hat sich die Nachfrage nach Quinoa in Deutschland stark erhöht. Lag die Importmenge 2012 noch bei rund 281 Tonnen, stieg sie bis 2021 auf fast 7500 Tonnen an. In der Zeit haben sich auch in Deutschland immer mehr landwirtschaftliche Betriebe erfolgreich Quinoa angebaut. Rund 60 Betriebe beschäftigen sich mit dem Anbau von Quinoa. Sie agieren dabei entweder als Vertragsproduzenten für eine Mühle oder vertreiben das Pseudogetreide in Eigenregie. Zwar ist die heimische Quinoa für den Verbraucher rund 30 % teurer, doch die regional produzierte Ware ist gefragt und die Mehrkosten sind akzeptiert. Eine Rolle dabei spielt auch, dass der gestiegene Quinoa-Export die heimischen Märkte in den Hauptanbauländern Peru und Bolivien unter Druck gesetzt hat, wodurch das Korn aufgrund der gestiegenen Preise im Herkunftsland seinen Status als Grundnahrungsmittel in Teilen verloren hat. Die Stärkung der heimischen Quinoa-Produktion hat daher auch eine wichtige soziale Komponente.
Wie erfolgreich die heimische Quinoa-Produktion in Deutschland und Europa sein kann, zeigt das Beispiel der Niederlande. Durch den dortigen Quinoa-Boom hat sich das Land bereits auf Platz 3 der wichtigsten Exportländer geschoben. Jährlich werden aus den Niederlanden mehr als 500 Tonnen Quinoa nach Deutschland exportiert.
Weiteres Potenzial erwarten wir als Deutscher Bundesverband Quinoa e. V. von einer verstärkten Förderung der Forschung rund um den Quinoa-Anbau sowie einer Verbesserung des Saatgutes inklusive einer Anpassung an heimische Bedingungen durch Klima und Böden. Unser Fokus liegt dabei auf der Entwicklung nachhaltiger Anbaustrategien, die sich ökologisch, wirtschaftlich und sozial bezahlt machen.
Im Zuge eines immer stärker ausgeprägten Ernährungsbewusstseins ist davon auszugehen, dass sich die Nachfrage nach Quinoa in den kommenden Jahren weiter verstärken wird. Ernährungsbausteine wie die essenziellen Aminosäuren spielen insbesondere für eine immer stärker in den Fokus rückende vegane Ernährung eine bedeutende Rolle. Quinoa enthält zudem pflanzliches Eiweiß, ist glutenfrei und liefert dem Körper wichtige Mineralstoffe wie Magnesium, Eisen, Kalium und Kalzium.